13 Monate Quietschbeu

Mein lieber Hase,

heute bist Du auf den Tag genau 13 Monate alt.

Als hättest Du den verrückten Zahnarzt verstanden, bist Du gerade dabei Dich quasi komplett zu Entschnullern. Tagsüber verweigerst Du das Ding völlig. Abends wirfst Du es aus dem Bett. Erst wenn eine gewisse Grundschläfrigkeit vorhanden ist, spuckst Du den guten Nuckel nicht mehr aus und weinst sogar leise vor Dich hin, wenn Du ihn nicht selber wieder findest. Ich weiß noch nicht wirklich, was ich davon halten soll und lasse den Dinger aber erstmal ihren Lauf.

Dein eigener Wille wird von Tag zu Tag stärker. Wenn Du etwas haben willst und es nicht bekommst, schreist Du uns die Bude zusammen, wirfst mit Spielzeug/Deiner Trinkflasche/dem Essen und haust auf Möbel. Problem an der Sache ist, dass es halt manchmal Situationen gibt, in denen wir nicht sofort verstehen was Dein Begehren ist. Dann schreist und tobst Du und wir stehen hilflos daneben und wissen Dir und uns nicht zu helfen. Es wird Zeit, dass Du sprichst!

Was das Sprechen betrifft, so ist das ein Hin und Her. Mal benutzt Du Worte völlig richtig, zeigst auf die Dinge, nach denen wir fragen oder sprichst ganz deutlich ein Wort aus. Dann wiederum ist es so, als wüsstest Du nicht, was eine Banane ist, wenn ich Dir sage, wir würden jetzt eine essen. Oder ich frage Dich, wo der Papa ist und Du zeigst auf die Ballons und sagst „Da!“ Du weißt wohl, dass ich die Mama bin, benutzt hast Du das Wort aber bisher nur, wenn Du Kummer hattest und geweint hast. Ob Du dann wirklich mich meinst, bzw. damit nach mir rufst, kann ich nicht mit Sicherheit beantworten. Du wiederholst das Wort Hase, wenn ich Dich so nenne und Du verwendest das Wort Hase, wenn Du Papa meinst. Wieso oder warum wissen wir nicht und Papa nimmt das auch nur Zähneknirschend hin.

Und Du bist ganz verrückt nach Tierlauten. Einen Hund kannst Du schon ziemlich gut imitieren und die Pferde auf der Koppel hinter unserem Haus werden immer mit feucht prustenden Lippen begrüßt. Der verrückte Hahn, der immer erst nach Mittag kräht, bekommt stets ein ganz aufmerksames „Da!“ wenn Du ich nur hörst und die Vögel im Himmel werden alle mit spitzen Finger einzeln gezählt.

Generell muss momentan alles benannt werden. Mit Dir spazieren zu gehen ist ein wahres Abenteuer. Alles ist „Da!“ und alles muss einen Namen haben. Auto, Blume, Tür, Wiese, Laterne, Lampe …

Du liebst Deine Bilderbücher, schleppst sie mir ständig hinterher, willst dann auf meinen Schoss und Dir nochmal genau erklären lassen, wie der Gegenstand oder das Tier heißt und wie die Tiere alle machen. Am liebsten zeigst Du mir die Ente und das Schwein, weil die (bzw. ich) wohl die lustigsten Geräusche machen.

Du schläfst nachts nach wie vor gut, allerdings hast Du neuerdings auch mal Einschlafschwierigkeiten. Anfänglich hast Du noch erzählt und gequatscht, inzwischen weinst und schimpfst Du aber auch mal vor Dich hin, verlangst bis zu einem Dutzend Mal nach Wasser und erst nachdem ich gefühlte hundert Mal bei Dir war, Dich gestreichelt und wieder hingelegt habe, schläfst Du ein. Dafür schläfst Du morgens inzwischen bis mindestens 8 Uhr, oft länger, was ein wahrer Luxus ist.

Du isst alles. Oliven, Tomaten, Fisch in jeglicher Form, Blumenkohl und Brokkoli, Zucchini und Aubergine, Pilze, Bohnen, Gnocchi, Kartoffeln, Kartoffelpüree, Pommes, Schweinemedaillons, Rostbratwürstchen, Putenbrust, Bolognese, Nudeln, grünes Pesto, Gulasch, Kiwis, Erdbeeren, Nektarine, Trauben, Banane … alles!

Wir lassen Dich nahezu alles mit den Händen bzw. Deiner Plastikgabel essen. Das machst Du auch schon ganz hervorragend. Wutanfälle sind allerdings an der Tagesordnung, wenn es etwas gibt, was man nicht mit den Händen essen kann, wie z.B. Suppe oder Joghurt. Da wirst Du zum Tier und wirfst (s.o.) mit dem Teller oder Deinem Becher um Dich. Marmeladenbrot und frische Erdbeeren sind Deine Leibspeisen. Gefolgt von Nudeln mit grünem Pesto und Gulasch. Allerdings müssen wir Deinen Erdbeerenkonsum ein bisschen einschränken, da Du von einen ganzem Pfund Erdbeeren dann halt auch mal Durchfall bekommst.

Du warst im letzten Monat im absoluten Wickelstreik. Solange ich Dich nur ausgezogen habe war noch alles okay. Du bist sogar freudestrahlend freiwillig auf Deine Wickelstation am Boden gekrabbelt, hast Dich hingelegt und gegrinst. Doch sobald die Klebestreifen an der Windel aufgehen flippst Du völlig aus, versuchst Dich aufzusetzen, zu drehen, quietscht und schreist, als würde man Dich lynchen wollen. Ich habe keine Ahnung was das Spielchen bedeutet und es kostet mich wahrlich Nerven. Aber die Erfahrung hat mich jetzt gelernt, dass Geduld alles ist und manchmal auch das bloße Ignorieren dieser Mätzchen schon ausreicht, um Dich wieder einzufangen.

Du testest derzeit unsere und Deine Grenzen. Auf „Nein!“, egal wie scharf gesprochen, reagierst Du nur sehr sehr selten. Besser klappt es, wenn wir unerwünschtes Verhalten ignorieren, was aber natürlich nicht immer möglich ist. Sobald etwas droht kaputt zu gehen oder gefährlich zu sein, greifen wir natürlich ein, sagen deutlich „Nein!“ und nehmen Dich von Ort X weg. Du nimmst dennoch mindestens 5 weitere Anläufe …

Schwierig wird das bei Deinem Gequietsche. Nach wie vor hast Du den Namen Quietschbeu zu hundert Prozent verdient. Du kannst so hoch quietschen, dass ich vor schmerzendem Trommelfell schon weinen musste und Papa sogar einmal anhalten und aus dem Auto austeigen musste, da Dein Gequietsche seinen ohnehin schon schlimmen Tinitus in unerträglichem Maße verstärkt. Wir können Dir nicht erklären, dass das nicht witzig ist und ernsthaft wehtut. Also versuchen wir zu ignorieren, denn Dein Ziel ist es definitiv, mit dem Gequietsche Aufmerksamkeit zu erlangen. Andere Menschen können das auch einfach gar nicht unkommentiert lassen, so unnatürlich schrill und hoch ist Dein Organ!

Du bist ein so lebhafter und fröhlicher kleiner Mensch, lachst viel, bist albern, ziehst Grimassen und bescherst uns wundervolle Momente. Jeden Tag. Du bist eine starke Persönlichkeit und von Deiner anfänglichen Introvertiertheit ist nahezu nichts mehr übrig. Einzig völlig neue und fremde Situationen schaust Du Dir eine kurze Weile still an, bevor Du dann los legst. Mit dem Krabbeln scheint ein innerer Knoten in Dir geplatzt zu sein und ich bin sehr froh, dass es so ist.

Du läufst an Möbeln und an der Hand wie eine eins und hast auch schon das ein oder andere Mal frei gestanden. Dennoch glaube ich, dass Du Dir mit den richtigen Laufen noch ein wenig Zeit lassen wirst. So war das beim Krabbeln ja auch. Ende des Sommers wird es aber wohl dennoch soweit sein und ich freu mich schon sehr auf diese Zeit.

Du liebst Pop-Musik, das Baden und den Staubsauger. Und Du übst ganz verbissen das „Ei“-machen. Wenn man zu Dir sagt: „Mach mal Ei“, dann streichelst Du Dir selber über den Kopf. Das ist so unsagbar niedlich! Und es ist wunderbar zu beobachten, wie Du an Deiner Babypuppe Krümel unser Verhalten imitierst. Du streichelst seinen Kopf, gibst ihm Küsschen, bettest ihn auf ein Kissen und drückst ihn feste an Dich. Es mutet zwar alles noch ein wenig grobmotorisch an, aber wir sehen, dass wir ganz offensichtlich nicht allzu viel falsch machen. Dass Krümel dann und wann als Wrestling-Partner herhalten muss verschweige ich an dieser Stelle lieber.

Dass Du in diesem neuen Lebensmonat nun wohl großer Bruder werden wirst ist Dir ganz sicher nicht bewusst. Du siehst Mamas großen Bauch und spielst ab und an auch damit, aber was er bedeutet und zu was er führen wird, dass ahnst Du wohl nicht mal. Ich hoffe so sehr, dass Du mit der neuen Situation gut zu recht kommst. Deine recht selbstständige Art wird Dir die erste Zeit hoffentlich erleichtern und dennoch sorge ich mich um Dich und Deine Bedürfnisse.

Ich liebe Dich, kleiner Mensch, mein Wunder, mein Erstgeborener. Du bist ein so wichtiger und großer Teil von mir, dass ich mir ein Leben ohne Dich nicht mal vorstellen könnte. Ich liebe Dich von ganzem Herzen und aus tiefster Seele!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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10 Gedanken zu „13 Monate Quietschbeu

  1. Liebe Frau Miez,

    das „Wickel-Spielchen“ haben wir nun gerade hinter uns gebracht – es fing genau wie beim QB mit 13 Monaten an! Es dauerte acht Wochen, seit dem ist wickeln nicht mehr blöd. Also, ich hoffe es wird beim QB ähnlich… Ich kann auf jeden Fall sehr gut nachvollziehen, dass es anstrengend ist…

    Anna

  2. Ich hielt es ja immer für etwas übertrieben, wenn Mütter mir das Alter ihrer Sprösslinge übe einem Jahr auf den Monat genau nannten, heute weiss ich, dass es das nicht ist, ist es doch nicht unerheblich, was in einem Monat alles geschehen kann! Auf einen gelungenen 14. Monat, lieber QB!

  3. Es ist erstaunlich, wie sehr sich unsere Posts von heute ähneln. :-)

    Und immer wieder finde ich es faszinierend, einerseits wie unterschiedlich die Kleinen schon sind und andererseits, wie sehr sie sich dann doch wieder gleichen.

    Milena übrigens zeigt auch nicht immer alles richtig, wonach wir sie fragen. Manchmal zeigt sie bei Lampe auf Papa, bei Nase auf die Lampe und bei Fisch auf ihren Fuß und ähnliches. Ich habe dann immer den Eindruck, dass sie halt gerade nicht bereit war, dass sie gerade eigentlich mit etwas anderem beschäftigt war und ich sie mit meiner Frage unterbrochen, gestört habe.

    Es ist gut und richtig, dass Du Dir Gedanken darum machst, wie Dein Sohn auf das neue Baby reagiert! Aber ich bin sicher, dass er es ganz natürlich aufnehmen wird. Vielleicht wird es eine Weile dauern, aber jeder von Euch wird seinen neuen Platz in der Familie finden. Sei unbesorgt.

    Alles Gute!

    1. Manchmal schreibe ich ein bisschen vor, wenn mir etwas Neues auffällt. Meist schreibe ich ihn aber maximal ein, zwei Tage vor dem Monatsgeburtstag bzw. am Tag der Tage. Daher vergesse ich auch ab und an etwas.

  4. *g* Da werden wohl auch drei Kreuze geschlagen, wenn der Knabe mal in den Stimmbruch kommt….
    Ich wünsche einen natural born Bass für die Familienergänzung! :-)

  5. oi frau miez, wenn euch der qb an seiner puppe imitiert, heißt das wohl, dass ich meine kinder beiße, im mund durch die gegend trage und gern in den po beiße ;)
    (wir haben hunde-sie verstehen?)

  6. Ich hatte bei meinem Großen eine Phase, in der ich ihn nur am Boden wickeln konnte, wenn ich ihn mit den Füßen sozusagen „festgenagelt“ hatte, also meine Füße auf seine Oberärmchen stellte (nur zum Fixieren, nicht mit Gewicht!) und dann die Hände frei zum Wickeln hatte…. es funktionierte wirklich NICHTS anderes…. *augenroll* Aber ist ja alles immer nur „eine Phase“, zum Glück! :D

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